APPROBIERTE LISTE
Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, Beirat für historische Fahrzeuge

Kommentar zum "Bekenntnis zum historischen Fahrzeug"

Kommentar zum „Bekenntnis zum historischen Fahrzeug“
In der Juli Ausgabe 2019 der Motor Veteranen Zeitung schreibt Mag. Heinz Clostermeyer, Präsident des AMV (www.austria-motor-veterans.at) ein Bekenntnis zum Erhalt historischer Fahrzeuge auf Österreichs Straßen. Die öffentliche Diskussion ist oft missgeleitet, rein emotional, politisch motiviert und fern jeglicher Sachinhalte.
Er trifft in seinem Leitartikel den Nagel auf den Kopf, wenn er schreibt: „Der Feldzug zur Vernichtung des herkömmlichen Automobils scheint beschlossene Tatsache zu sein. Um selbst dem letzten Liebhaber des individuellen Verkehrs den Betrieb eines Fahrzeuges mit Verbrennungsmotor unbezahlbar und damit unmöglich zu machen, bastelt das Umweltbundesamt an einer gewaltigen Reihe von saftigen Strafzahlungen. Unter dem Deckmantel des Umweltschutzes, bzw. zur Senkung der C02-Emissionen in Österreich, die sicherlich notwendig und begrüßenswert ist, fallen dem Amt aber ausschließlich Erhöhungen bestehender Belastungen oder die Schaffung von neuen Abgaben in gewaltigen Höhen für die Verwendung von Automobilen ein.“
Er zählt die augenfälligsten Punkte kommender Themen auf:
„Erhöhung der Treibstoffpreise bis 2020: Diesel 8,5 Cent, 2027: 28,5 Cent, Benzin 20 Cent; Verdoppelung der motorbezogenen Versicherungssteuer, 2020 plus 50 %, bis 2027 plus 100%; Erhöhung der Normverbrauchsabgabe (NoVA): Aufhebung der 32% Deckelung, Absenkung des C02 Abzugswertes bis 2030 um 6 Gramm; Tempo 100 auf Autobahnen, Tempo 80 auf Freilandstraßen; City-Maut in allen Landeshauptstädten: pro Einfahrt € 2, bzw. € 4; Road Pricing auf allen Straßen: € 2,30 ab 2031: € 4 pro 100 Kilometer; Fahrverbote in den Hauptstädten: ab 2030 Fahrverbot für PKW der Euroklassen 0 bis 4 , ab 2050 Fahrverbot für alle PKW mit Verbrennungsmotor! Das amtliche Kilometergeld soll ab 2020 für Dienstfahrten mit dem Fahrrad auf 50 Cent pro Kilometer angehoben, das für Autos auf 25 Cent gesenkt werden. „Ökologisierung“ nennt man deren Abschaffung (gänzliche Streichung).“
„Die Verfasser dieser Liste wissen“, so Mag. Clostermeyer, „und bestätigen auch, dass der Anteil der C02 Emissionen aller im Betrieb befindlichen Pkw in Österreich (Wert von 2017) nur 14,6 % ausmacht! Alle anderen Verursacher und das sind 85,4 % bleiben weit­ gehend ungeschoren. (Auf der ÖAMTC Homepage ist dankenswerter Weise unter www.oeamtc.at/mobilitaet2030 eine gesamte Übersicht abrufbar:) Man denke nur an den Flugverkehr, der die schädlichen Abgase sogar gerade noch dorthin bringt, wo die zerstörende Wirkung der C02 Emissionen am sensibelsten ist. Die Hauptverursacher der schädlichen Emissionen Industrie, Energie und Landwirtschaft werden sicher mit staatlich geförderten Elektrofahrzeugen vorfahren.
Mag. Clostermeyer spart auch nicht an Kritik: „Wie schwach reagieren doch unsere Kfz-Vereinigungen, die gegen das Gemetzel an ihrer ureigensten Klientel kaum bis gar nicht reagieren. Selbst große Teile der Kfz-Industrie glauben sich eher durch fast kriminelle Machinationen helfen zu können, statt in seriöse Konfrontation gegen absolut ungerechte Fortsetzung und Ausreizung des Melkkuhkurses gegen ihre Produkte gemeinsam und weltweit in den Kampf zu ziehen.
Die Interessenvertretung für Historische Fahrzeuge KHMÖ hat in Relation zu den großen wie ÖAMTC oder ARBÖ, eine vergleichsweise schwache Position, trotz der Initiativen und Erfolge der letzten Monate. Nur die gemeinsame Vorgehensweise kann Erfolg bringen. Mag. Clostermeyer sieht dies durchaus realistisch, wenn er meint, dass noch große Anstrengungen notwendig sein werden „um noch einen rudimentären Betrieb unserer Fahrzeuge in solch einer Zukunft zu ermöglichen.“
Und wie reagieren die politischen Parteien, die letzten Endes den Rahmen dessen bestimmen, in dem wir leben, auf unsere Wünsche? Uns fehlt das Bekenntnis zu unserem technischen Kulturerbe.
„Das historische Kraftfahrzeugwesen, ausschließlich ohne jegliche Unterstützung privat finanziert, ist um nichts weniger wert als andere kulturelle Fixpunkte unserer Gesellschaft. Die historischen Fahrzeuge waren und sind über ihre Eigner enorme Steuerzahler und gigantische Wirtschaftsträger Alleine der notwendige, jahrzehntelange Aufwand zur Überlieferung stellt die Kosten und damit verbundene Abgaben eines Alltagautos in den Schatten. Jeder etwa im letzten halben Jahrhundert getätigte Import eines historischen Fahrzeugs nach Österreich hat bleibenden Reichtum und Kapital in unsere Heimat gebracht. Ebenso jede mühsam bewältigte Restaurierung eines heimischen Wracks zu einem wertvollen Schmuckstück,“ führt Clostermeyer weiter aus.
Abschließend richtet Mag. Clostermeyer einen Appell an alle: „Diese Werte dürfen nicht vernichtet werden. Geht es ja nicht nur um den merkantilen Wert, der meistens durch die kaum beachtete Exportbeschränkung von Gütern, älter als 50 Jahre, ohnehin nicht voll erreichbar ist, sondern um das ideelle und kulturelle Technikerbe. Die kulturellen Werte, die Dokumentation von historischem Technik-Kulturerbe muss hochgehalten werden. Wer keine Geschichte hat, hat auch keine Zukunft Sind wir schon so arm?“
Auf internationaler Ebene hat die FIVA (Fédération Internationale des Véhicules Anciens) zumindest schon „Beraterstatus“ bei der UNSECO in weltweiten Fragen zum technischen Weltkulturerbe. Aber wird dies ausreichen? Das Bewusstsein unseres Technikerbes muss in jedes Land hineingetragen werden. Die nationalen Verbände, Interessenvertretungen, jeder einzelne in der Szene und Fan kulturellen Technikerbes, sind aufgerufen von unseren Politikern, den politischen Parteien, den Abgeordneten zum Europäischen Parlament Bekenntnisse zu unserem historischen Kulturgut einzufordern.